Mittwoch, 1. Juli 2015

Schattenseiten eines Umzuges... und ein Happy End

Ich hatte euch ja schon letztens erzählt, dass mein Freund Max und ich eine neue Wohnung gefunden hatten. Mit der neuen Wohnung hat auch alles geklappt, nur fast alles was mit der alten Wohnung hätte passieren können, ist auch schiefgegangen...
Ich hatte Anfang Juni die neue Wohnung entdeckt, besichtigt, mich darin verliebt. Der Ablauf mit Makler und neuen Vermieter verlief problemlos. Zwischenzeitlich hatte ich schon mit meiner alten Vermieterin, eine sehr betagte Dame (95 Jahre), geredet und mit ihr vereinbart, dass ich einen Nachmieter suche und somit früher aus dem alten Mietverhältnis raus bin. Ich hätte ansonsten noch drei Monatsmieten voll bezahlen müssen (bis Ende September 2015).

Ich habe auf eBay Kleinanzeigen sowie auf Immobilienscout die Wohnung inseriert und habe eine öffentliche Besichtigung veranstaltet. Die Leute haben mir die Bude eingerannt und einige haben die von mir vorbereiteten Interessentenbogen ausgefüllt. Jetzt kommt der Knackpunkt. Da meine Vermieterin schon im Altersheim ist (wie gesagt, sie ist 95 Jahre!) und nicht persönlich vor Ort sein kann, habe ich mit ihr ausgemacht, dass ich mich darum kümmere, dass ich einen Gehaltsnachweis sowie eine Personalausweiskopie von den Mietinteressenten erhalte. Damit ich der Vermieterin beweisen kann, dass sich die Bewerber überhaupt die Wohnung leisten können. Ich hätte nie gedacht, dass das in so eine Odyssee ausarten würde...

Der erste Mietsinteressent, nennen wir ihn hier nachfolgend Herr Müller*, der einen Bogen ausgefüllt hatte, war ein junger Mann, der gerne zusammen mit seiner Freundin die Wohnung beziehen würde. Seine Freundin konnte nicht zur Besichtigung kommen, da sie einen Termin hatte. Herr Müller wirkte sehr interessiert, füllte den Interessentenbogen aus und vermittelte mir sehr deutlich, dass er sehr gerne die Wohnung mieten würde. In dem Interessentenbogen gab er an, dass die beiden schon zusammenwohnen würden. Er schickte mir sogleich auch die geforderten Dokumente per Mail, worüber ich mich sehr freute. Einen Tag später kam Herr  Müller* mit seiner Freundin samt Zollstock vorbei und messten sie Wohnung aus, um zu sehen, wie sie ihre Möbel am besten stellen könnten.

Das zweite Pärchen war völlig begeistert von der Wohnung und wäre am liebsten sofort eingezogen. Auch diese Dame, nennen wir sie mal Frau Schmidt*, fülle zusammen mit ihrem türkischstämmischen Freund den Interessentenbogen aus. Bis sie mir die geforderten Dokumente brauchten sie zwar etwas länger, aber letztendlich schickte Sie mir die Daten zu.

Das dritte Pärchen, nennen wir sie nachfolgend Familie Mustermann*, hatte ein kleines Kind von ca. 3 Jahren dabei. Auch diese Familie war hingerissen von der Wohnung und ich hatte fast eine einstündige Besichtigung mit Ihnen gemacht, in der sie mir glaubhaft vermittelten, dass sie auf jeden Fall die Wohnung haben wollten. Auch wenn ich sie darauf hinwies, dass die Wohnung ein Durchgangszimmer hat und daher eher für alleinstehende Pärchen geeignet wäre. Trotzdem wollten sie unbedingt die Wohnung haben. Nun gut, deren Ding.
Als mir Familie Mustermann* am nächsten Tag noch nicht die geforderten Dokumente zugeschickt hatte, rief ich bei Herrn Mustermann* an, der mir erzählte, dass sie nicht die Wohnung nehmen werden. Im Erdgeschoss wohne nämlich der Sohn der Vermieterin, der seit über 25 Jahren an MS (Multiple Sklerose) erkrankt und daher bettlägerig ist. Und genau diesen "todkranken Mann" möchte seine Frau nicht in der Nähe der Tochter haben. 
Ihr Argument: "Oben tobt das pure Leben, während unten ein alter Mann im Bett liegt und leidet. Und evt. bekommen wir dann mit, wie der Mann stirbt und wie er vom Krankenwagen abgeholt wird. So eine schreckliche Erfahrung will ich meinem Kind nicht zumuten." 
Ähm ja. 
Ich persönlich hatte eher den Eindruck, dass das Kind weniger damit ein Problem hatte, sondern  die Mutter, die das Kind als Vorwand benutzt hat. Man kann immer in die Situation geraten, dass man mitbekommt, wie jemand stirbt und vom Krankenwagen abgeholt wird. Allein auf Deutschlands Straßen passieren täglich unzählige Unfälle... Leben und Sterben gehört meiner Meinung nach zum Menschsein dazu. Aber gut, wenn sie nicht wollen, kann ich sie nicht zwingen. Vor allem, weil ich ja noch zwei ernsthafte Mietinteressenten (Herr Müller und Partnerin, Frau Schmidt und Partner) in petto hatte. 

So fuhr ich eines Abends zu meiner Vermieterin ins Altersheim. Man muss der alten Dame durchaus zugestehen, dass sie für ihre 95 Jahre wirklich außerordentlich fit ist. Zwar ist sie schwerhörig, vergisst viele Dinge und braucht einen Rollator um zu gehen, aber sie ist deutlich gesünder als manch 70-jähriger. Vor allem ist sie klaren Verstandes. Das einzige, sehr große Problem, was ich eingangs deutlich unterschätzt hatte, war, dass sie mit rechtem Gedankengut aufgewachsen ist.

Als ich ihr Frau Schmidt* und ihren türkischstämmigen Freund als Nachmieter empfehlen wollte (sie wären per sofort eingezogen und hätten einen Teil unserer Möbel übernommen), lehnte sie sofort ab, mit dem Worten: "Ausländer will ich nicht." Punkt. Aus. Der Fall war für sie erledigt.

Ich war sprachlos. Ich persönlich bin multikulturell erzogen worden. Jeder Mensch ist gleich, egal, was er für eine Nationalität hat. Schon in meiner Kindheit war ich eng mit einem polnischen Mädchen befreundet und Max zählt ebenfalls zu seinem engsten Freundeskreis einige polnische Staatsbürger. Meine Familie beschäftigt in unserem Familienbetrieb teilweise Russen, Türken, Asiaten,... Ein bunter Mix aus allem. 
Ich wäre nicht mal auf die Idee gekommen, dass der türkischstämmige Freund von Frau Schmidt* ein Problem darstellen könnte. Vor allem, weil ich ihn selber getroffen hatte und ganz ehrlich - er sprach fließend deutsch und hätte ich nicht gewusst, dass er türkischstämmisch ist, hätte er auch ein Deutscher sein können. Für meine Vermieterin völlig egal. Sie liest das Wort "Türkisch" und schon ist der Fall erledigt. Zack, abgestempelt.

Ich schluckte und stellte ihr dann das zweite Pärchen vor. Herr Müller* hatte mir ja auch schon direkt alle Unterlagen geschickt, die meine Vermieterin gründlich inspizierte. "Meinen Sie, dass dieses Pärchen ernsthaftes Interesse hat? Junge Leute sind ja immer so unbeständig", meinte sie zu mir. Den kleinen Seitenhieb ihrerseits überhörte ich geflissentlich und antwortete: "Die beiden wohnen ja auch schon zusammen und er hat mir ernsthaft vermittelt, dass sie gerne die Wohnung mieten würden. Sie haben auch schon die Wohnung vermessen, um zu sehen wie sie ihre Möbel stellen wollen."  
Mit einem langem Seufzer stimmte die Vermieterin zu, dass das Pärchen Müller* den Zuschlag kriegen würde und ich somit deutlich früher aus dem Mietverhältnis entlassen wäre, wenn der Mietvertrag zwischen Herrn Müller* und der Vermieterin zustande käme.

Ich habe mich sehr gefreut, da ich dachte, dass ich endlich aus der Nummer raus sei. Leider habe ich mich deutlich zu früh gefreut, da mir noch mehr als einmal das Lachen noch im Halse stecken bleiben würde. 

Aber zurück zur damaligen Situation. Ich habe Herrn Müller* angerufen, als ich wieder zuhause war und ihm freudig verkündet, dass er die Wohnung bekäme. Er freute sich (im nach hinein fällt mir gerade auf, dass seine Freude schon am Telefon recht verhalten ausfiel) und ich erklärte ihm den weiteren Ablauf. Wir eigneten uns einvernehmlich und ich war glücklich, dass ich es geschafft hatte nur mit einer öffentlichen Besichtigung direkt einen Nachmieter gefunden zu haben. Ich löschte daraufhin meine kostenpflichtige Anzeige bei Immobilienscout (Kosten pro sieben Tage: knapp 20,00€) und deaktivierte mein kostenloses Inserat bei eBay Kleinanzeigen.

Frau Schmidt* rief ich danach an und teilte ihr kurz und knapp mit, dass sie die Vermieterin für einen anderen Mieter entschieden hatte. Ich hatte ein schlechtes Gewissen bei diesen Worten, da ich ja ganz genau wusste, dass meine Vermieterin ihre Unterlagen keine Sekunde angeguckt hatte, nachdem klar war, dass ihr Freund türkischer Abstammung ist. Aber was sonst hätte ich ihr sagen sollen?

Am nächsten Tag rief mich Herr Müller* an und erzählte mir, dass er sich gestern Abend mit seiner Freundin gestritten hatte und sie nicht mehr zusammenziehen möchten.  
Ich war mal wieder sprachlos.  
"Aber Sie hatten mir doch auf dem Interessentenbogen per Unterschrift bestätigt, dass Sie schon mit Ihrer Freundin zusammenwohnen?!", fragte ich irritiert. "Ja,...", man merkte ihm an, wie peinlich ihm die Situation war: "ich war ja alleine zur ersten Besichtigung, wusste die Adresse meiner Freundin nicht auswendig und habe deswegen einfach meine Adresse bei ihren Daten angegeben."

Ganz ehrlich, was soll man dazu sagen? Vor allem hatte ich schon in meinem Interessentenbogen extra den Passus: "Mit Ihrer Unterschrift bestätigen Sie, dass die von Ihnen gemachten Angaben den Tatsachen entsprechen." reingenommen. Wer lesen kann ist klar im Vorteil. 
Es blieb mir ja nicht anders übrig als die Absage von Herrn Müller* entgegenzunehmen und meiner Vermieterin die Blamage mitzuteilen. Ich konnte richtig durchs Telefon hören, dass sie sich in ihrer Aussage ("Junge Leute sind ja immer so unbeständig.") bestätigt fühlte. 

Also begann die Suche nach einem Nachmieter für die Wohnung wieder von vorne. Ich aktivierte wieder das Inserat bei eBay Kleinanzeigen und machte die Anzeige zu einer TOP-Anzeige (für sieben Tage ist die Anzeige immer am Anfang der Suchergebnisse, wenn man nach Wohnungen in Lübeck sucht. Kostenpunkt 10,00€). Die kostenpflichtige Anzeige von Immobilienscout konnte ich leider nicht mehr aktivieren. Ich hätte nur noch eine weitere für 20,00€ kaufen können... Davon habe ich abgesehen und versuchte es erstmal mit der Anzeige bei eBay Kleinanzeigen.
Zwischenzeitlich sind wir schon mit Sack und Pack ausgezogen und die Wohnung stand leer. Bei der ersten Besichtigungsrunde war sie noch vollständig möbliert.

Es ist immer wieder erstaunlich, dass Menschen sich auf Anzeigen melden, aber dann nicht die 3 Minuten Geduld aufbringen können, die Anzeige auch sorgfältig zu lesen. Ich habe mir sehr viel Mühe beim Schreiben der Anzeige gegeben und versucht sie so detailliert wie möglich zu beschreiben. 
Ich hatte mehr als einen, der sich bei einer Besichtigung beschwerte, dass das eine Zimmer ein Durchgangszimmer in das andere sei. Hätte man einfach nur aufmerksam die Anzeige gelesen, hätte man diesen Satz vielleicht gesehen: "Außerdem gibt es noch zwei etwa gleich große Zimmer von denen eines ein Durchgangszimmer in das andere ist." Zusätzlich zu dieser Beschreibung kann man auf einem der Bilder auch deutlich erkennen, dass das eine Zimmer ein Durcheingangszimmer ist.

Ich wurde auch mehr als einmal gefragt, ob es denn in Ordnung wäre, wenn man Katzen, Hunde etc. hat. Ich frage mich wirklich, was an dem Satz "Keine Haustierhaltung erlaubt." missverständlich ist.

Die nächsten Tage waren für mich außerordentlich deprimierend. Ich hatte in der leerstehenden Wohnung eine Besichtigung veranstaltet, zu der auch vier Pärchen kamen, die allesamt Interesse an der Wohnung bei mir anmeldeten.

Das erste Pärchen war ein in Theorie deutschstämmiges (laut eigener Angabe), aber mit so einem türkisch klingendem Vor- und Nachnamen, dass ich mir sehr sicher war, dass meine Vermieterin sie aufgrund des fremdklingenden Namens direkt ablehnen würde. Trotzdem gab ich Ihnen einen Interessentenbogen, den sie sogleich ausfüllten. Die weiteren Dokumente (Gehaltsnachweis und Personalausweiskopie) haben sie mir nicht mehr per Mail übermittelt, daher fielen diese Bewerber direkt raus. Wer mir nicht die Unterlagen, trotz deutlicher Vorgabe, nicht rechtzeitig zur Verfügung stellen kann, hat Pech gehabt.

Als zweites kam eine kleine Familie (Vater, Mutter, 3- Jähriges Kind, 5-Monate altes Kind), dass aus Serbien stammte.  Auch sie füllten mir den Interessentenbogen aus, gaben aber auch an, dass vom Arbeitsamt Geld erhalten würden. Auch diese Unterlagen habe ich nie erhalten.

Als drittes kam eine ca. 30-jährige Frau, nennen wir sie Frau Meyer*, mit ihren beiden Kindern (11 Jahre und 3 Jahre) zur Besichtigung vorbei. Sie hatte mich im Vorfeld schon bekniet, dass sie uuuuuuunbediiiiingt (keine Übertreibung) die Wohnung haben möchte, da ihre gesamte Familie in den umliegenden Straßen wohnt und sie gerne "zu ihren Wurzeln zurückkehren möchte". Außerdem gehe ihr Sohn in der naheliegenden Schulgebäude (ca. 300m Fußweg) zur Schule und und und... Sie hatte mir noch einen persönlichen Brief an die Vermieterin mitgegeben, in dem sie geradezu darum bettelte, die Wohnung zu bekommen. Und weil das ganze noch nicht unseriös genug ist, hatte sie mir noch angeboten, dass sie mir eine "Belohnung" zahlen würde, wenn es zum Vertragsabschluss kommt. Ähm ja.
Ich habe ihr daraufhin freundlich erklärt, dass ich nicht entscheide, wer der Nachmieter wird. Ich kann höchstens meiner Vermieterin einen Nachmieter empfehlen. Wen sie letztendlich nimmt, ist ihre Sache.
Frau Meyer* hatte mir diverse Unterlagen zur Verfügung gestellt. Personalausweiskopie, Schufa-auskunft, Vermieterbescheinigung,... Nur einen "richtigen" Gehaltsnachweis konnte ich nicht darunter finden. Sie meinte dann zu mir, dass sie mir diesen per Mail zuschicke. Als nach zwei Tagen immer noch nichts kam, habe ich mal freundlich per Whats App nachgefragt. Ihre Antwort: "Ich glaube für die Kinder ist das nichts... Sie können sich da nicht frei entfalten wegen dem Dielenboden."
Ernsthaft? Mir vorher einen vorheulen, dass man auf jeden, jeden, jeden  Fall die Wohnung will und später mir erzählen, dass man wegen dem Dielenboden in der Küche die Wohnung nicht will?! Ich hatte ehrlich gesagt eher das Gefühl, dass die gute Dame mir keinen Gehaltsnachweis vorbringen wollte bzw. konnte. Aber nun gut. Man kann niemanden zu seinem Glück zwingen. Vor allem ist meiner Meinung nach die Wohnung vom Schnitt her auch deutlich besser für ein Pärchen ausgelegt als für Kinder.

Als letztes kam ein junges Pärchen, nennen wir sie nachfolgend Fischer*, dass sehr großes Interesse an der Wohnung zeigte. Auch hier habe ich eine umfangreiche Besichtigung durchgeführt und habe alle Fragen des Pärchens Rede und Antwort gestanden. Auch sie waren begeistert und ich (inzwischen schon mehrmals enttäuscht von Menschen, die auf jeden Fall die Wohnung haben wollten) habe ihnen die Geschichte von Herrn Müller* (siehe oben) erzählt. Von wegen, dass dieses Pärchen auch sehr begeistert war, den Mietvertrag auch schon sicher hatte und danach mir dann abgesagt hatte. Sie wirkten sichtlich geschockt und versicherten mir, dass sie auf jeden Fall ernsthaftes Interesse an der Wohnung haben würden. Ich gab Ihnen den Interessentenbogen, den sie sogleich ausfüllen und ich holte mir von Ihnen die Zusage, dass sie die fehlenden Dokumente (Gehaltsnachweis, Personalausweiskopie) mir per Mail zuschicken würden. Ich war zu dem Zeitpunkt misstrauisch. Die Fischers'* waren nicht die ersten diese Woche, die mir erzählten, dass sie auf jeden, jeden, jeden Fall die Wohnung haben wollen.

Als ich dann tags drauf bei Herrn Fischer* per Whats App nachfragte, ob er mir bitte die Unterlagen zuschicken könnte, da ich bald bei meiner Vermieterin ihn als potenziellen Nachmieter vorstellen möchte, antworte er mir knapp:

 "Hallo,
ich muss Ihnen leider mitteilen, dass wir die Wohnung nicht nehmen werden. Vielen Dank für Ihre Mühe und wir wünschen Ihnen viel Glück in Ihrer neuen Wohnung.

Mit freundlichen Grüßen
Fischer*"

Ganz ehrlich, langsam konnte ich den Gedankengang meiner alten Vermieterin ("Junge Leute sind so unbeständig.") nachvollziehen.  Die dritte Absage von einem Mietsinteressenten, der mir vorher noch sehr glaubhaft vermittelt hatte, dass er/sie die Wohnung auf jeden Fall haben möchte. Glücklicherweise hatten sie mir noch vor dem Termin mit meiner Vermieterin abgesagt, ansonsten hätte ich mich doppelt vor der alten Dame blamiert.
Inzwischen hatte ich schon vor lauter Stress einen recht heftigen Hautausschlag bekommen. Die ganze Situation so schnell wie möglich einen Mieter finden zu müssen (bestenfalls zum 01.07.2015), da wir ansonsten Doppelmiete hätten zahlen müssen, hat mich tierisch unter Druck gesetzt. Ich bin normalerweise recht stressresistent, aber diese ständige Ungewissheit sowie der allgemeine Umzugsstress hat mir ordentlich zugesetzt. 

Ich stand mal wieder am Anfang und organisierte eine weitere öffentliche Besichtigung am darauffolgenden Tag. Zu dem Aufruf der nächsten öffentlichen Besichtigung meldeten 3 potenzielle Nachmieter.

Die erste angekündigte Mietsinteressentin war gerade Mutter geworden, bezog Geld vom Amt und befand sich derzeit im Mutterschutz. Sie sagte den Besichtigungstermin 10 Minuten vorher ab, da sie für ihr Baby keinen Babysitter gefunden hatte. Auch hier: Ohne Worte. Dass einem der Babysitter abspringt weiß man doch normalerweise schon deutlich früher als 10 Minuten vor der Besichtigung?!

Das zweite Pärchen, nennen wir sie Schulz*, kam ein wenig früher, was mir sehr recht war. Auch hier wieder dasselbe Muster: Das Pärchen war vollauf begeistert. Ich war hingegen misstrauisch. Die beiden waren Studenten, mit keinerlei Einkommen. Sie wurden zu 100% von ihren recht vermögenden Eltern unterhalten. Der sehr gutverdiende Vater von Herrn Schulz* würde die Miete für das Pärchen tragen und für sie bürgen. Na dann. 
Ich war sehr gespannt, ob ich von den beiden die geforderten Unterlagen (Personalausweiskopien, Gehaltsnachweis vom Bürgen, Bürgschaftsnachweis) rechtzeitig zugeschickt bekommen würde. Und ich wurde überrascht. Am nächsten Morgen hatte ich alle Dokumente in meinem Mailfach. 

Der dritte Mietsinteressent schrieb mir, dass er erst gegen 19:30 bei der Wohnung sein könnte. Und  da er auf mich schon einen sehr "ausländischen" Eindruck machte und ich wusste, dass er bei meiner Vermieterin aufgrund seiner Herkunft keine Chance hätte, habe ich ihm den Termin abgesagt. Ich hätte ansonsten auch fast zwei Stunden alleine in der leeren Wohnung auf ihn warten müssen. Die Zeit habe ich besser genutzt und habe es endlich geschafft mein Schlafzimmer von Umzugskisten zu befreien. Dank der ganzen Nachmietersuche kam ich kaum dazu mein neues Zuhause einzurichten. 

Am Tag darauf dackelte ich ein zweites Mal zusammen mit Max im Gepäck ins Alterheim zu meiner Vermieterin. Ich hatte diesmal nur das Studentenpärchen Schulz* vorzuweisen, aber ich war zuversichtlich, dass meine Vermieterin diese Mieter aufgrund der Bürgschaft des Vater von Hernn Schulz akzepotieren würde. Und ich hatte Glück - mit ein bisschen gut zureden und erklären warum und wieso der Vater von Herrn Schulz* da mit drin hängt, akzeptierte sie letztendlich den Mieter und mir fiel ein Kleiner Stein vom Herzen. 100% erleichert war ich noch nicht - ich hatte ja schon schlechte Erfahrungen mit Herrn Müller gesammelt. 

Am darauffolgenden Montag war die Wohnungsübergabe angesetzt. Da meine Vermieterin aufgrund ihres hohen Alters nicht persönlich die Übergabe durchführen konnte, hat dies Herr Weber*, ein längjähriger Mieter, der ebenfalls im Haus wohnt, dies stellvertretend übernommen. Ich war auch sehr froh, dass Herr Weber* anwesend war und nicht die Vermieterin, da Max und ich ihn beide kannten und wir uns mit ihm verstehen. Die Übergabe verlief auch recht problemlos. Der Nachmieter brachte auch dierekt die erste Monatsmiete für Juli 2015 sowie die Mietsicherheit zur Übergabe mit. Die Chancen, dass Herr Schulz jetzt noch abspringen würde, waren nun sehr gering und ich war merklich erleichert.  

Jetzt muss Herr Schulz* nur noch den Mietvertrag mit der Vermieterin unterschreiben. Da alles so schnell ging, hatte ich mit der Vermieterin vereinbart, dass sie den Mietvertrag zu mir per Post sendet und ich mich darum kümmere, dass der Vertrag zum Nachmieter kommt und von ihm und seinem Bürgen (dem Vater von Herrn Schulz*) unterschrieben wird. Und dies ist der momentane Stand. Inzwischen bin ich recht zuversichtlich, dass ganze gut enden wird.

Ich habe diese ganze Geschichte aufgschrieben, weil ich teilweise echt nicht weiter wusste. Meine Gedanken waren nicht mehr zielgerichtet und ich war häufig unkonzentiert. Die ganze Geschichte aufzuschreiben, hat mir dann doch gut geholfen mit dem Stress umzugehen und davon Abstand zu gewinnen. Makler haben wirklich keinen leichten Job, das habe ich in den letzten Wochen am eigenen Leib erfahren. Das letztendlich dann doch alles so problemlos klappen würde, hätte ich zwischenzeitlich nicht geglaubt

*Alle verwendeten Namen entsprechen nicht der Wahrheit, um die Personen zu schützen. Die Geschichte dahinter ist trotzdem leider wahr. *seufz*

*** 

Am Montag waren wir dann abends noch spontan bei einer Maine Coon-Züchterin. Unser Plan war es ein Maine Coon-Mädchen auszusuchen und als zweite Katze entweder eine Siam Thai oder eine BKH (Britisch Kurzhaar) zu nehmen. Als wir bei der Züchterin ankamen, wurden wir von dieser freundlich begrüßt und ins Katzenzimmer gebracht. Dort tollten ein Dutzend kleiner Kitten fröhlich herum. Die Züchterin erzählte uns, dass ihre drei Katzendamen dieses Jahr insgesamt 20 Kitten zur Welt gebracht hatten und sie immer noch überwältigt von den vielen kleinen Kätzchen war. So einen großen Wurf hatte sie noch nie. Sie stellte uns auch direkt das letzte freie Mädchen vor

 
Max und ich mussten nicht lange überlegen, uns war klar: Diese kleine gehört zu uns! Sie war auch direkt zahm, ließ sich ohne Probleme streicheln und schnurrte leise. Derweil spielten wir noch mit den anderen Kitten, teilweise kletterten 5 Stück auf einmal auf Max und mir herum...
Nebenbei wir unterhielten uns mit der Züchterin und man merkte deutlich, dass wir ihr sehr sympathisch waren.
Als alle Absprachen geklärt waren, ging die Züchterin aus dem Raum und füllte den Kaufvertrag aus. Zwischenzeitlich beschloss ein kleiner Kater, der zuerst auf mein Bein kletterte und dann die Pfoten auf meinen Arm legte, dass ich sein favorisierter Schlafplatz bin. Unter Streicheln und Kraulen schlief der daraufhin mit leichtem Schnurren ein.


Eigentlich hatten wir uns im vornherein überlegt, dass wir gerne zwei weibliche Katzen hätten, um uns eine Zuchtmöglichkeit offenzuhalten. Dieser kleiner Kater war aber offensichtlich der Meinung, dass er mitkommen wollte. Ich sprach kurz mit Max, der aber auch direkt für den kleinen Jungen auf meinem Arm war. Die Züchterin war sehr überrascht, als sie wieder in den Raum kam und wir ihr sagten, dass wir den Bruder auch noch mitnehmen wollten. Sie freute sich aber sehr, da sie wohl instinktiv merkte, dass wir den beiden gute Katzeneltern sein würden.

Bruder und Schwester zusammen auf einem Bild

Momentan sind sie noch zu jung, um sie direkt mitzunehmen. Außerdem bekommen wir Anfang Juli die Perserkatze meiner Mutter (der Name Swiffer passt wie die Faust aufs Auge) zu Besuch, da sie eine Woche verreisen. Und Swiffer mag andere Katzen mal so gar nicht. Das möchte ich dann weder Swiffer noch den beiden anderen Kitten zumuten. Daher werden Max und ich die beiden am 24.07.2015 abholen. Ich habe schon Pläne für einen Naturkratzbaum geschmiedet (einer unserer Freunde hat vor einiger Zeit seinen Magnolienbaum gefällt und uns den Baumstamm geschenkt) und freue mich darauf, dass wir endlich die beiden abholen können. Nach dem ganzen Stress mit der alten Wohnung bin ich heilfroh, dass ich mich auf so etwas schönes freuen kann.

Mittwochs mag ich: Happy Ends. ♥

8 Kommentare:

  1. was für eine irre Geschichte. Aber das mit den Mietern kenn ich. Hab selbst eine Wohnung, die wir vermieten. Allerdings geb ich das einem befreundeten Makler.. . so einen stress tu ich mir nimmer an :)
    Die Kätzchen sind ja voll süß!!!! Sooo knuffig!!!
    Wir hatten auch mal Bruder und Schwester - das gab heftigen Zoff... hoffentlich nicht bei euch.

    Schönes Happy End.
    Liebe Grüße
    Gusta

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Gusta,

      ja, irre trifft es ziemlich gut. Ich wurde auch zwischenzeitlich etwas irre, weil mich dieser ganze Mist vonwegen "Ja, wir wollen auf jeden Fall die Wohnung!!" und "Nein, wir wollen sie (aus mir nicht dargelegten oder bescheuerten Gründen) nicht mehr." fertig gemacht hat. Ich bin mal gespannt, wann ich die Kaution von meiner alten Vermieterin bekomme... Aber das ist ein Problem für einen anderen Tag. *seufz*

      Ich freu mich auch schon wie bolle auf die beiden. ♥ Ich habe jetzt schon diebische Freude daran Katzenausstattung zu kaufen oder selber zu bauen... Ich hoffe schon, dass die beiden sich verstehen werden, beim Besuch der Züchterin haben sioe ganz normal miteinander gespielt. :)

      Liebe Grüße
      Sina

      Löschen
  2. Diese ganze Geschichte wäre anders verlaufen, hätte die alte "Dame" das zweite Pärchen akzeptiert. Traurig, dumm und sehr beschämend ist deren blindes, ausländerfeindliches Verhalten!

    Alles Gute in der neuen Wohnung, und viel Freude mit den herzigen Katzen!

    Elena

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Elena,

      ja, da muss ich dir Recht geben. Ich hätte es Frau Schmidt* und Ihrem Freund wirklich sehr gegönnt... Aber leider habe ich als Vormieter da kein Entscheidungsrecht. Ich fand es aber wirklich schlimm, wie meine Vermieterin die Mietinteressenten sofort ablehnte. In ihrem Kopf ist der zweite Weltkrieg immer noch aktuell. :/

      Liebe Grüße
      Sina

      Löschen
  3. Heidewitzka! Das sind ja Geschichten :-( ... Nun habt Ihr es ja Gott sei Dank hinter Euch und könnt nach vorne blicken.

    Mit Euren beiden Mäusen wünsche ich Euch viel, viel Freude!

    Liebe Grüße
    Elke

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Yilla,

      ja, wenn man das so liest, wird einem echt anders. Und glaub mal, wie ich manchmal abends mit einem schlechten Bauchgefühl ins Bett gegangen bin. :/ Jetzt ist erstmal aber schluss mit Stress und wir genießen die neue Wohnung schon in vollen Zügen.
      Die beiden Kätzchen machen dann unser Glück komplett. ♥

      Liebe Grüße
      Sina

      Löschen
  4. Ohh, gleich zwei kleine Kätzchen! :) Passt bloß auf, dass daraus nicht zu schnell ganz viele werden ;)
    Die Geschichte klingt ja wirklich sehr nach Horror, ich bin froh, dass es letztendlich doch noch gut geklappt hat!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Tüt,

      ja, wenn schon denn schon. Maine Coons sind auch sehr soziale Katzen, da sind zwei mindestens Pflicht. Wer weiß, vielleicht steigen wir auch in ein paar Jahren mal in die Maine Coon-Zucht ein... Aber bis dahin dürfen die Kitten rumtoben und "Kind-sein".

      Horror trifft es wie die Faust aufs Auge. :x Jetzt ist es aber erstmal Schluss mit Gruselgeschichten. :D

      Liebe Grüße
      Sina

      Löschen

Vielen Dank, dass du ein paar Worte da lassen möchtest. Ich freue mich über jeden Kommentar und versuche jedem zu antworten. :)